„Was is’n mit’m Vorgarten? Na, wegen der Dorfgemeinschaft…“ hatte die alte Frau grimmig gefragt, vor vielen Jahren, als wir uns gerade einrichteten. Sie lebte hier seit Kriegsende als Mieterin. Sie kannte das Haus mit seinen Löchern, den unterschiedlichen Boden auf dem Grundstück, sie wusste, wo die wilde Katze in der Scheune ihre Jungen warf, hatte hinten ihre Hühner und um sich rum den kleinen Hund, der uns immer bei der Ankunft ankläffte, als ob wir Eindringlinge waren. Und sie war bereit, sich um den Vorgarten zu kümmern.
Jetzt kümmert sich keiner mehr drum. Gestern wollte ich wenigstens das hohe Gras schneiden. Prompt stoppt die alte Frau vom Haus schräg gegenüber rasant ihr Fahrrad: „Ja, wenn das Gras schon so hoch ist, dann wird’s schwierig. Bei mir hinten ist auch so ’ne Ecke, da hab ich’s neulich rausgemacht, aber nee, soo hoch war’s nicht. Womit wollen Sie’s denn rausmachen?“ Schüchtern zeige ich mein Grabeschäufelchen und sage: „Bei Ihnen ist doch immer alles tipptopp, kein Unkraut zu sehen…“ – „Doch, hinten bei den Himbeeren, aber ich kann ja so schlecht mit der kranken Hand…“ sagt sie noch, zuckt die Schultern, als ob sie mir sonst geholfen hätte, dann radelt sie flott weiter.
Wir sind der unterste Maßstab, was Vorgartenpflege angeht. Die andere Nachbarin erzählt uns, wie sie ihrem Sohn gesagt hat: „Sogar die Berliner mähen schon die Böschung vorm Haus, jetzt raff dich endlich auf.“
Kalt und sonnig war es gestern, nachts nur 2 Grad, das waren wohl die Eisheiligen.