Von Marvila ins Chelas-Tal

Vorgenommen hatten wir uns, das Tal zu erkunden, das für ein paar Momente sichtbar ist, wenn man mit der Metro zum Flughafen fährt. Aber weil der Regionalzug statt in Marvila erst in Braço de Prata hielt, ging es mit Bus weiter. Zunächst bis zu einem vielversprechenden alten Gemäuer.

Zwischen Wohnblöcken und Fussballstadion, vorn ein Gemüsegarten. Wegen auffälliger Sichtbarkeit trauten wir uns nicht, nach Einstiegsmöglichkeit zu suchen.

Um die Ecke eine Gasse am Gebäude entlang. Da hätte man schon durch eine Fensteröffnung klettern können. Es steht aber nur noch die Fassade mit viel Müll dahinter, kein besonderer Anreiz.

Überbleibsel prächtiger Zeiten. „Marquês de Abrantes“ steht auf der GPS-Bestimmung.

Gärten direkt neben der Ruine.

Idyll zwischen Wohnblöcken.

Durch Wohngebiete, über Geleise, links hoch.

Bei der Bushaltestelle eine weithin sichtbare Hausbemalung. Die kenne ich, aber mehr den oberen Teil. Aus dieser Perspektive fällt der Blick erst auf heiter entspannte Gesichtszüge (gedopt? angefixt?), dann auf die Gehirnauswüchse.

Beim Kaffeeschlürfen im Lokal haben wir Blick auf prächtigen Eingang, der soll zum Palácio do Marquês de Abrantes gehören. Vom Palast ist aber nichts mehr zu sehen.

Dann verschlungene Busfahrt bis Metro Olaias beim Chelas-Tal. Erkunden!

Rechts Bahnhof Chelas, der ist nicht mehr in Betrieb, die Stadt hat neue Pläne.

Die Metro nach S. Sebastião fährt gerade durchs Tal, als wir über die Brücke gehen.

Gleich hinter der Brücke ein Fusspfad entlang kleinen Äckern, Baracken, dann hohen Mauern.

Versperrter Blick ist selbst ein Blickfang.

Schliesslich über einen Müllberg zur Strasse. Ein Hüttenbewohner auf der anderen Seite ist vor seine Tür getreten und beobachtet uns, winkt, wir sollen die Strasse überqueren. Im dunklen Raum hinter ihm brodelt etwas auf dem Herd. Er zeigt freundlich: hier hoch, schöne Aussicht.

Zwischen hohen Mauern und Ruinen das Kopfsteinpflaster lang.

Dieser Ruine kann man in den Herd gucken.

Einige Häuser sind bewohnt, Autos davor, Geruch frisch gewaschener Wäsche. Einen Weg gehen wir wegen kläffender Hunde lieber wieder zurück.

Kohlanbau.

Blick zurück…

… und nach vorn.

Wie Kulisse.

Die Gegend muss unbedingt noch weiter erforscht werden. Hier die Tour (zu Fuss und mit Bus) bei Komoot.

Pharmakologisches Museum

Bestens ausgestattet mit originalgrossen Apothekenräumen durch Zeiten und Länder. Unmengen von Tiegelchen und Döschen aller Epochen. Wenig medizinische Instrumente, immerhin Elektroschockinstrument und eiserner Keuschheitsgürtel.

Ganz witzig.

Mittelalterliche Kanne.

Giftschränkchen als Buch getarnt.

Leider kein Rezept für Hexensalbe gefunden.

DocLisboa – Rat Film

Dokumentarfilmfestival war auch: Rat Film – über Ratten und Menschen in Baltimore. Anfangs unruhige Bilder, fast schmerzhaft lauter Sound, eine Ratte versucht, aus hoher Mülltonne zu springen. Dann geht es richtig los, man ist unterwegs mit einem Giftausleger, lernt über Rattenversuche und die Geschichte der Armenviertel Baltimores. Zwischendurch die Stadt in Google-3D als Spiel und Ratten als Schlangenfutter. Rattenliebhaber werden gezeigt, ein Paar mit Rattenspielstube und Flötenspieler mit drei Ratten auf der Schulter. Natürlich auch Rattentöter – einer hat eine komplizierte Angelkonstruktion mit Erdnussbutter als Köder erfunden, ein anderer zeigt stolz seine umfangreiche Waffenkollektion. Die Sequenz mit den liebevoll ausgestatteten Puppenwohnräumen im Stil der 1950er Jahre, wo im Schlafraum jemand ermordet neben dem Bett in seinem Blut liegt, verstand ich gar nicht, die philosophische Ebene erschloss sich mir auch nicht wirklich. Weshalb ich diesen Film wenigstens mit deutschen Untertiteln nochmal gucken will, er ist ausgesprochen faszinierend. – Regisseur Theo Anthony war übrigens zum Festival angereist und beantwortete anschliessend Zuschauerfragen.

Jardim Zoológico

Zwar teurer Eintritt, aber es wird sehr viel geboten, z.B. die Fahrt mit der Seilbahn oder das Delfinarium. Man kann den ganzen Tag dort verbringen, ohne dass es langweilig wird. Wir allerdings kamen spät an und hatten auch nur vier Stunden Zeit, schade.

Schon bei den Affen kann man sich lange aufhalten und darüber grübeln, wie gross eigentlich die entwicklungsgeschichtliche Distanz.

Schildkröten in Bewegung.

Im Delfinarium grosses Spektakel bei der Fütterung, Delphinstreicheln, Kunststücke zu aufpeitschender Musik, Mitklatschanimationen. Zwar beeindruckend, aber in Riesengetöse verpackt.

Ausserhalb des Zoos ein schönes altes ungenutztes Karussell.