Ginkgo

So genau und intensiv ich im Garten Wurm, Ameise und Gemüse betrachte, so flüchtig und ungenau guckend laufe ich meist durch die Stadt. Heute aber nicht.
Zum Brotholen über den leeren Kinderspielplatz und den kleinen Park dahinter. Eine alte Frau mit Einkaufsroller klaubte plastikhandschuhbewehrt noch nie gesehene Früchte auf. Massen davon unter zwei Bäumen, wie kleine Mirabellen. Ich hob eine auf, sie war ganz weich und roch schlecht wie alter stinkiger Käse. Etwas wichtig klärte die Alte mich auf, das sei die Frucht des Ginkgobaums, dieses Jahr trügen sie besonders gut, es müssten männliche und weibliche Bäume immer abwechselnd stehen, denn die Pflanze sei zweigeschlechtlich. Und den Kern könne man essen, sie hätte es neulich von einer Japanerin erfahren. Der Baum halte die schlimmsten Umweltsünden aus und werde uns alle überleben. Sie geriet regelrecht ins Dozieren, und ich dachte, dass sie früher mal Lehrerin gewesen sein könnte.


Der Baum.


Die Frucht.

Natürlich sammelte ich auch ein bisschen von diesem seltsamen Baumobst, machte mich in Wikipedia kundig und holte die Kerne aus der übelriechenden Hülle – jetzt stehen sie erstmal hübsch am Küchenfenster.

2 Gedanken zu „Ginkgo

  1. wenn ich auch hier ein wenig spät daher komme…..als ich (übrigens zeitgleich mit dir, liebe Kapuzina) in Wien meine ersten Ginkokerne knackte – sie wachsen dort auch sehr schön und zweigeschlechtlich im Prater – und Chinesin/nen unbetimmbaren Alters hocken fröhlich unterm Baum und produzieren täglich neue Schalenhäufchen//ui, was für ein Bild vorm geistigen Auge// also als ich dort mit Schwester Chris knackte und fein schälte…da schmeckten die Kerne dann eher süßlich und gut. Das feine Häutchen muss allerdings säuberlich abgezogen werden. Interessant ist, daß auch diese dünne Haut äquatorial farblich verschieden ist..eine Hälfte dunkler als die andere…werde mal im uralten Meyer Lexicon nachforschen….stinken tun die fleischlichen Hüllen allerdings bestialisch – wie sagte mein lieber Neffe Stanislaus…entsetzlich, wie Kotze…..na dann: bis zur nächsten Ernte. 🙂

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